Lebenshaltung der Gewaltfreien Kommunikation (GFK)

Wir sind niemals wütend, weil jemand anders etwas gesagt oder getan hat. Gewalt entsteht aus dem Glauben, dass andere Menschen unsere Schmerzen verursachen und dafür Strafe verdienen.

Das Menschenbild der Gewaltfreien Kommunikation ist ein zutiefst humanistisches – also auf den inneren Bedürfnissen des Menschen beruhend. Wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind, sind wir glücklich, wenn nicht, dann leiden wir. So sind Gefühle der Zugang zu unseren Bedürfnissen und sie signalisieren uns, was wir brauchen. Gefühle sind die Verbindung zwischen uns und der Welt um uns. Sie sind das kostbarste Geschenk des Lebens.

In unserer Kultur haben wir jedoch einen destruktiven Umgang mit Gefühlen und Bedürfnissen geschaffen. So lernen viele von uns von Kind auf, zum Beispiel, dass wir durch Gehorsam und Unterdrückung unserer Bedürfnisse Nähe und Fürsorge von unseren Eltern erhalten. Belohnung und Strafe sind gängiges Mittel der Manipulation in der Erziehung, sodass wir bereit sind unser wahres selbst zu verstecken. Dieser destruktive Umgang setzt sich oftmals am Arbeitsplatz fort, wo wir aus existenzieller Angst heraus lernen, dass wir nur Erfolg und Sicherheit haben können, wenn wir nicht anecken, sondern „reibungslos funktionieren“.

In partnerschaftlichen Beziehungen wurde durch klare Rollenbilder und Klischees sowohl Männern als auch Frauen beigebracht bestimmte Seiten an uns zu verdrängen, „nicht bedürftig zu sein“, sondern sich für den anderen und dessen Liebe etwas tun zu müssen, oder sich sogar „aufzuopfern“. Wir glauben fälschlicherweise, wir müssten Zuneigung und Wertschätzung erst verdienen.

All diese Verhaltensweisen sind das Resultat unserer historisch und religiös bedingten immer noch patriarchalen und autoritär-geprägten Kultur, in der Gefühle und Bedürfnisse des Einzelnen oft nicht im Vordergrund stehen. Wir lernen so immer mehr unsere Bedürfnisse zu ignorieren und schaffen es nicht eine authentische Verbindung zu uns selbst aufzubauen, geschweige denn unsere Gefühle und was wir brauchen rechtzeitig und ruhig zu kommunizieren, sodass wir gehört werden.

Darunter leiden wir, denn oftmals versuchen wir dann unsere Bedürfnisse auf indirektem Wege mit fehlgeleiteten Strategien wie Konsum, Perfektionismus, Konfliktvermeidung, Arbeitssucht oder Schuldvorwürfen zu erfüllen. Dies macht uns unglücklich und beschädigt immer mehr unsere Fähigkeit mit uns selbst und anderen Menschen in eine harmonische Beziehung zu treten. Die Gewaltfreie Kommunikation will diese menschliche Bindungs- und Beziehungsfähigkeit zurückgewinnen.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist im Hinblick auf die Art, wie wir normalerweise kommunizieren, eine fast revolutionäre Haltung und Praxis, die unsere kulturellen Fehlentwicklungen aushebelt.  

Denn alle Menschen haben ähnliche Bedürfnisse, wie z.B. die nach Nähe, Liebe, Verbindung und Wertschätzung oder Akzeptanz. Und mit jeder Handlung, egal wie konstruktiv, versuchen wir einem Bedürfnis gerecht zu werden. Da alle Menschen ähnliche Bedürfnisse im Leben haben, verstehen wir diese und sind dadurch eher bereit anderen ihre Bedürfnisse zu erfüllen, sofern dies uns möglich ist. Authentische Kommunikation von Gefühlen und Bedürfnissen ist die Basis für Verbindung/Verbundenheit nach der wir uns als Menschen so sehr sehnen und ein Schlüssel zum seelischen Wohlbefinden, Gesundheit und Glück.

In der Gewaltfreien Kommunikation lernen wir uns mit unseren Gefühlen zu verbinden und unsere wahren Bedürfnisse zu erkennen. Wir lernen diese wirksam zu kommunizieren in einer Sprache die authentisch, kraftvoll und lebendig ist, so dass unser Gegenüber uns sehen kann, so wie wir wirklich sind. Dadurch entsteht Verbindung, Nähe, Wahrhaftigkeit, Vertrauen und dies ist die Basis damit unser Gegenüber authentisch reagieren kann.

Die GFK befähigt uns alle Beziehungen in unserem Leben voller positiver Energie aktiv und selbstverantwortlich so zu gestalten, dass wir uns darin sicher fühlen. Dadurch lernen wir uns mit der Vielfalt des Lebens und der Welt zu verbinden und das Leben mit all seinen Seiten zu sehen und zu akzeptieren.