Lebenshaltung der Gewaltfreien Kommunikation (GFK)
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) beruht auf einem humanistischen Menschenbild: Jeder Mensch ist mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen einzigartig – unabhängig von Rollen, Erwartungen oder Leistung. Sind unsere Bedürfnisse erfüllt, fühlen wir uns wohl. Wenn nicht, leiden wir. Gefühle sind unser innerer Kompass – sie zeigen, was wir brauchen und verbinden uns mit uns selbst und der Welt.
Doch viele von uns haben früh gelernt, ihre Gefühle zu unterdrücken – um Anerkennung zu bekommen oder nicht negativ aufzufallen. In der Kindheit, in Schule und Beruf oder in Beziehungen passen wir uns an, statt echt zu sein. Wir glauben, Liebe und Wertschätzung verdienen zu müssen – durch Leistung, Gehorsam oder Selbstaufopferung.
Diese Haltung wurzelt in einer autoritären, patriarchalen Kultur, in der Bedürfnisse und Gefühle oft keinen Platz haben. Wir verlieren dadurch den Kontakt zu uns selbst und lernen nicht, offen und klar zu sagen, was wir brauchen – weil wir es nicht mehr spüren. Stattdessen kommunizieren oft wir in der Erwartung andere müssten unsere Bedürfnisse selbst erkennen und erfüllen, weil wir sie nicht eigenverantwortlich bennen können. Das macht uns unglücklich und einsam.
GFK zeigt einen anderen Weg. Sie stärkt unsere Fähigkeit, echte Verbindung zu schaffen – zu uns selbst und zu anderen.
Denn alle Menschen haben ähnliche Grundbedürfnisse wie Nähe, Liebe, Zugehörigkeit oder Wertschätzung. Wenn wir lernen, unsere Gefühle und Bedürfnisse ehrlich und klar auszudrücken, entsteht Vertrauen, Verbindung und Lebendigkeit.
GFK ist mehr als eine Kommunikationstechnik – sie ist eine Haltung. Sie unterstützt uns, Beziehungen aktiv, einfühlsam und selbstverantwortlich zu gestalten. So können wir das Leben in seiner ganzen Tiefe annehmen und mit anderen in echter Verbindung sein.
Wir sind niemals wütend, weil jemand anders etwas gesagt oder getan hat. Gewalt entsteht aus dem Glauben, dass andere Menschen unsere Schmerzen verursachen und dafür Strafe verdienen.
Dr. Marshall B. Rosenberg