Wenn Kommunikation zwischen Menschen misslingt liegt das meist daran, dass beide Seiten es nicht schaffen sich klar und deutlich mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu zeigen.
In der GFK sprechen wir davon, dass gerade unsere Verletzlichkeit, also sagen zu können, was uns betroffen macht, oder wovor wir Angst haben, was wir brauchen, es erst dem Gegenüber klar machen kann, welches Verhalten wir uns erwarten. Dazu gehört auch eine klare Handlungssprache – also, zu sagen, was wir möchten, dass der andere tut.
Anstatt uns mit unseren Anliegen “transparent zu machen” setzen wir jedoch oft verschiedene irreführende und destruktive Strategien in der Kommunikation ein, die uns nie an das Ziel verstanden zu werden führen können.
Destruktive Strategien in der Kommunikation:
-das Verwenden von bewertender Sprache, anstatt rein bei seinen Beobachtungen, Gefühlen und Bedürfnissen zu bleiben.
Beispiel: „Er ist ein geiziger Mensch.“
– andere mit ihren Handlungen verantwortlich machen, für das, was wir fühlen. Tatsächlich sind die Handlungen anderer nur Auslöser für das, was wir empfinden, aber niemals der Grund. Der Grund sind unsere Bedürfnisse, die, wenn sie unerfüllt sind, bestimmte Gefühle entstehen lassen.
Beispiel: „Ich bin so traurig, weil du schlechte Noten hast.“
-allgemeine Urteile über die andere Person/Gruppe anstellen – diese verhindern, dass wir dem Gesprächspartner, als einem vollwertigen Menschen begegnen, denn einerseits erwarten wir uns ein konkretes Verhalten von ihm/ihr, andererseits trauen wir es der Person durch die Vorurteile ja gar nicht zu.
Beispiel: „Egozentrismus liegt einfach in deiner Natur.“
-wissen zu glauben, was der andere denkt und darüber Interpretationen und Diagnosen erstellen, anstatt sich den Gedanken des anderen mit Neugier durch Fragen zu nähern.
Beispiel: „Meine Anliegen sind dir einfach egal.“
-wir schaffen es nicht die Bedürfnisse eines Menschen zu sehen, wenn er uns mit Kritik oder Forderungen begegnet.
Beispiel: A: „Du hast meine Schokolade gegessen.“ B: „Immer meckerst du herum.“
-wir kommunizieren ein Bedürfnis, oder zeigen, dass wir Hilfe brauchen, vereiteln jedoch die Erfüllung dessen. (Double-Bind-Kommunikation eine sehr gefährliche Strategie der Autoaggression)
Beispiel: A: Ich fühle mich krank. B: Ich hole dir Aspirin. A: Nein, Aspirin wirkt nicht.
-wir formulieren Unzufriedenheit (ohne zu sagen was wir brauchen) durch Forderungen und Vorwürfe, bei denen das Gegenüber keine Wahl hat und nicht mit seinen Bedürfnissen gehört wird.
Beispiel: „Du missachtest immer die Regeln.“
-der Einsatz von Drohungen, Strafen oder sogar Belohnung, um ein bestimmtes Verhalten des Gegenübers zu erhalten ist eine Manipulation, die uns von dem, wer unsere Mitmenschen sind und was sie brauchen, entfremdet.
Beispiel: „Wenn du brav bist, dann gehen wir ins Kino.“
-schlichtes Verweigern von Kommunikation, also zurückhalten von Gefühlen und klaren Ansagen was wir brauchen, sowie eventuell strafendes/beleidigtes Verhalten, wenn wir dann doch nicht bekommen, was wir wollen.
Beispiel: A: „Was ist los mit dir?“ B: „Nichts.“
-sogenanntes Aussitzen von Konflikten und Hoffen, dass sie sich von alleine lösen, sowie das Bestreiten unserer Bedürfnisse.
-dazu gehört unauthentisches Verhalten in dem wir Verantwortung für die Bedürfnisse anderer übernehmen, aber selbst nicht in der Lage sind zu formulieren, was wir brauchen.
-Herbeiführen von Ersatzkonflikten, die eine Eskalation provozieren, die uns noch weiter voneinander entfernt.
-das Berufen auf höhere Gewalt und moralische Normen vor allem durch die Wortwahl: „man muss“, „man sollte“. Anwendung von Schuld und Scham.
Beispiel: „Es gehört sich die Schuhe vor der Tür abzuputzen.“
-das Leugnen von Verantwortung für eigene Handlungen und Gefühle.
Beispiel: „Es ist deine Schuld, dass es mir so geht.“
-Unfähigkeit einander wahrhaftig und anerkennend zu begegnen, indem man die Realität des anderen bestätigt.
-echte Begegnung nicht zulassen, in der sich das Gegenüber wahrgenommen fühlt, indem wir stattdessen Lösungsideen anbieten oder beschwichtigen.
Beispiel: A: „Mir geht’s nicht gut.“ B: Das wird schon.“
-ein Unvermögen ein “nein” als freien Ausdruck eines Menschen zu akzeptieren und nicht als Ablehnung unserer Person.
-unterwürfiges oder dominantes Verhalten jeglicher Art, das die eigenen Grenzen oder die des anderen nicht respektiert.
-das Verharren in einer Opferrolle und im Pessimismus, anstatt sich konstruktiv und eigenverantwortlich zu verhalten.
-wir schaffen es nicht unser subjektives Erleben und die Erfahrung Dritter von allgemeinen Urteilen zu trennen. Wir denken, wir wären objektiv und die Realität sei, was sich davon in uns spiegelt.
-dazu kommen auch bewusste oder unterbewusste negative Urteile (sog. Glaubenssätze) und Annahmen über uns selbst und über andere, die ein authentisches Verhalten durch einen inneren Konflikt verhindern.
Beispiel: „Andere mögen mich nur, wenn ich mich um sie kümmere.“
Die GFK unterstützt die innere Kommunikation, indem sie uns hilft, negative innere Botschaften in Gefühle und Bedürfnisse zu übersetzen. Die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu entdecken und ihnen Empathie entgegenzubringen, kann uns von Depressionen befreien. Wir können dadurch das Vorhandensein von Wahlmöglichkeiten bei all unseren Handlungen anerkennen. Indem die GFK uns zeigt, wie wir uns auf das konzentrieren können, was wir wirklich wollen, statt auf das, was mit uns selbst oder anderen nicht stimmt, gibt sie uns das Werkzeug und das Verständnis in die Hand, um einen friedvolleren inneren Zustand zu kreieren.
Marshall B. Rosenberg
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