Scham ist das destruktivste Gefühl für uns selbst, das wir spüren können. Es bedeutet „ich habe etwas getan, das es rechtfertigt bestraft zu werden“. Scham besteht aus Angst und Trauer.
Wir haben Angst vor der Strafe und davor, dass wir aus der Beziehung, Gemeinschaft oder Gesellschaft ausgegrenzt werden und somit keinen Schutz, keine Wertschätzung, keine Fürsorge bekommen.
Wir schämen uns, wenn unser Verhalten nicht den Normen und Erwartungen anderer entspricht, deren Zuwendung und Nähe wir brauchen. Aus Angst vor Scham und Strafe verhalten wir uns dann nicht authentisch, sprechen und handeln entgegen unserer inneren Überzeugung und Wahrheit, um unser wichtigstes Bedürfnis nach Nähe, Zugehörigkeit und Schutz zu erfüllen.
Der Schuld liegt ein Denken zugrunde, dass, das, was für mich oder die Gemeinschaft richtig ist, auch für alle anderen Richtigkeit hat und wer „falsch“ handelt, es verdient bestraft zu werden, damit er sein Verhalten den Bedürfnissen anderer anpasst.
Scham und Schuld sind das gängigste Mittel, um die Erfüllung von Bedürfnissen durchzusetzen. Dabei werden Vorwürfe, Vergleiche, Forderungen, Abwertungen und Invalidierung der Bedürfnisse des Gegenübers eingesetzt, um unsere Bedürfniserfüllung zu forcieren.
Doch jeder Mensch handelt immer so gut er es gerade kann, um seine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen – dabei gibt es kein „falsch“, sondern bessere, wirksamere und weniger wirksame, ev. sogar destruktive Strategien.
Scham und Schuld besagen: „Das darfst du nicht tun! Du verdienst keine Wertschätzung, wenn du das tust!“ Damit wir werden davon abgebracht unsere Bedürfnisse auf direktem Wege zu erfüllen und zu äußern. Wir beginnen dazu auch unsere Gefühle, die uns unerfüllte Bedürfnisse signalisieren, zu verdrängen, nicht zu spüren. Wir versuchen dann genau so wie andere, auf indirektem Wege durch Vorwürfe, Vergleiche, Bewertungen, Strafen Mitmenschen von ihrem Verhalten abzubringen, anstatt klar zu sagen, was wir brauchen, wonach wir uns sehnen und zusammen nach wirksamen Strategien zu suchen.
Es entsteht ein Kreislauf, indem wir mit uns selbst und anderen nicht mehr in Verbindung sind. Durch Scham und Schuld werden unsere Gefühle und Bedürfnisse verneint, als ob es sie nicht gäbe. Wir werden dadurch verängstigt und auch selbst intolerant und blind auf die Gefühle und Bedürfnisse anderer. Scham und Schuld sind die Grundlage für autoritäre Macht, die Bedürfnisse anderer Menschen leugnet.
„Die Scham ist der Sumpf unserer Seele.“ C. G. Jung
Das Ziel authentischer Kommunikation ist es, statt Menschen aufgrund ihrer Strategien zu verurteilen, tiefer in Verbindung mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu kommen und diese anzuerkennen. Dabei können wir uns auch selbst zeigen mit dem, was wir brauchen und zusammen neue Handlungsoptionen finden.
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